Was ist eigentlich eine freie Trauung?
Lucile Sachs
Eine kurze Erklärung für Paare, engagierte Trauzeugen und skeptische Verwandte
Ich sitze oft mit Paaren beim ersten Kennenlernen, und irgendwann kommt fast immer dieser Satz: „Wir wissen gar nicht genau, was eine freie Trauung eigentlich ist – aber wir wollen, dass sie zu uns passt.“
Und genau da beginnt meine Arbeit.
Viele von Euch wünschen sich eine Hochzeit, die persönlich ist. Emotional, individuell, ein bisschen unkonventionell. Eine Zeremonie, die nicht nach Vorschrift abläuft, sondern sich nach
Euch anfühlt.
Aber sobald das Wort
Hochzeit fällt, reden plötzlich alle mit.
“Standesamtlich heiraten reicht doch völlig.”
„Ihr müsst in die Kirche.“
„Das war bei uns aber so.“
Und Tante Erna fragt liebevoll:
„Aber Kind, wer hält denn dann die Predigt?“
Was jetzt? Lasst uns genau darüber reden!
Wenn aus Planung plötzlich Pflicht wird
Was mit Vorfreude und Herzklopfen beginnt, wird manchmal ganz schön… viel.
Ein Termin jagt den nächsten, Pinterest-Boards quellen über, und irgendwann hat man das Gefühl, eher ein Projekt zu managen als den eigenen großen Tag zu planen.
Zwischen To-do-Listen, Meinungen und Erwartungen verliert man leicht den Blick fürs Wesentliche:
Euch zwei.
Ich kenne das nur zu gut – diesen Spagat zwischen den eigenen Vorstellungen und dem, was „man so macht“. Zwischen Tradition und Freiheit, zwischen zwei Familien, manchmal auch zwischen unterschiedlichen Kulturen.
Und ehe man sich’s versieht, ist aus dem Herzenswunsch nach einer besonderen Zeremonie eine Art diplomatische Mission geworden.
Dabei sollte Euer Hochzeitstag nicht perfekt im Sinne anderer sein – sondern echt im Sinne von Euch.
Es geht auch anders! Willkommen in der Welt der freien Trauung
Die freie Trauung ist kein Trend, sondern eine Haltung.
Sie sagt: Wir dürfen unseren Weg gehen.
Ohne Vorgaben, ohne Vorschriften – aber mit Herz, Humor und einer großen Portion Persönlichkeit.
Ihr entscheidet, was gesagt wird, wer mitwirkt, welche Musik läuft und welche Atmosphäre entsteht. Ob auf einer Wiese, in einer alten Scheune oder am Seeufer – erlaubt ist, was sich richtig anfühlt.
Ihr könnt lachen, weinen, tanzen, improvisieren. Und manchmal sind es gerade die kleinen Pannen, die am Ende die schönsten Erinnerungen hinterlassen.
Denn freie Trauung heißt nicht: planlos.
Sie heißt:
selbstbestimmt.
Ihr gebt dem wichtigsten Moment Eures Lebens die Form, die wirklich zu Euch passt.
Kein Ersatz, sondern ein eigener Weg
Oft höre ich: „Also ist das so eine Art Ersatz, wenn man nicht kirchlich heiraten will?“
Und dann schmunzle ich – weil das so ziemlich das Gegenteil dessen ist, was eine freie Trauung bedeutet.
Sie ist
keine Lücke zwischen Kirche und Standesamt, sondern eine ganz eigene Möglichkeit, Eure Liebe sichtbar zu machen.
Für manche Paare ist sie die Brücke zwischen zwei Religionen. Für andere der Raum, in dem Humor, Tiefgang und Herzensnähe nebeneinander Platz haben.
Und für viele einfach die ehrlichste Form des Ja-Sagens.
Und wer hält da eigentlich die Rede?
Eine meiner Lieblingsfragen. 😄
Denn bei einer freien Trauung gibt es keine Predigt. Keine vorgegebene Liturgie. Kein „man muss“.
Ich bin als Traurednerin kein Ersatz für den Pfarrer – sondern Eure
Geschichtenerzählerin.
Ich höre zu, frage nach, lache mit Euch, und schreibe eine Rede, die wirklich Euch gehört.
Mit all Euren kleinen Macken, Lieblingsmomenten und diesem unverwechselbaren „Wir“.
Meine Aufgabe ist es, die richtigen Worte zu finden – Worte, die sich echt anfühlen.
Nicht zu kitschig, nicht zu trocken, sondern so, dass man beim Zuhören denkt:
Ja, das sind sie.
Und wenn während der Trauung gelacht, geschnieft, geklatscht und am Ende euphorisch gejubelt wird – dann weiß ich: Wir haben’s richtig gemacht.
Was die freie Trauung so besonders macht
Eine freie Trauung passt zu Euch, wenn Ihr…
- Euch in keiner Religion wiederfindet, aber trotzdem eine feierliche Zeremonie wollt.
- aus unterschiedlichen Kulturen kommt und etwas sucht, das Euch beide verbindet.
- Humor UND Tiefe liebt.
- Euren Tag mit echten Emotionen füllen wollt statt mit Formalitäten.
Es geht nicht darum, etwas „anders“ zu machen – sondern darum, dass Ihr Euch darin wiederfindet.
Denn kein Paar ist gleich, also sollte auch keine Trauung gleich sein.
Manchmal steht der Vater mit der Gitarre vorne.
Manchmal wird während der Rede kurz gestillt (ja, auch das gab’s schon).
Und manchmal fliegt ein Ballon davon, obwohl er noch gar nicht sollte.
Aber genau das sind die Geschichten, die bleiben.
Zwischen Gefühl und Struktur: Wie eine freie Trauung entsteht
Vielleicht fragt Ihr Euch jetzt: „Wie läuft das eigentlich ab?“
Die Antwort ist: so, wie Ihr es wollt – aber immer mit einem klaren roten Faden.
Bevor die Rede entsteht, treffen wir uns, reden, lachen, erinnern uns gemeinsam an das, was Euch verbindet.
Ich erfahre, wie Ihr Euch kennengelernt habt, was Euch ausmacht, und warum Ihr Euch entschieden habt, diesen Schritt zu gehen.
Aus all dem forme ich Euren Moment.
Manche Trauungen sind laut und fröhlich, andere ruhig und zart.
Aber jede erzählt Eure Geschichte – nicht irgendeine Liebesgeschichte, sondern
Eure.
Und das Schönste?
Ihr dürft alles, müsst nichts.
Ihr könnt Eure Kinder, Freunde oder Eltern einbinden. Ein Ritual wählen, Musik live spielen lassen oder einfach nur „Ja“ sagen – ganz ohne Schnickschnack.
Kein "so macht man das" - sondern "so sind wir"
Vielleicht ist das das Geheimnis der freien Trauung: Sie zeigt Euch so, wie Ihr seid.
Nicht perfekt, sondern echt.
Mit Ecken, Kanten, Lachen, Tränen – und all den kleinen Überraschungen, die das Leben bereithält.
Denn am Ende geht es nicht um die Blumendeko oder den Ablaufplan.
Es geht um diesen einen Moment, in dem Ihr Euch anschaut und wisst:
Genau so wollten wir das.
Fazit
Eine freie Trauung ist keine Kompromisslösung.
Sie ist eine bewusste Entscheidung – für Authentizität, Freiheit und eine Zeremonie, die genauso besonders ist wie Ihr zwei.
Sie schenkt Euch die Möglichkeit, Eure Liebe auf Eure Weise zu feiern – mit allen, die Euch wichtig sind, und ohne das Gefühl, irgendetwas erfüllen zu müssen.
Und ja – Tante Erna darf natürlich trotzdem vorne sitzen und mit dem Taschentuch winken. 😉
Feiert die Liebe, feiert das Leben
und feiert Euch!













